> Die Reanimationsleitlinien 2015 – was ist neu?

Im Oktober wurden die neuen Reanimationsleitlinien 2015 des European Resuscitation Council (ERC) veröffentlicht.

Evolution statt Revolution

Was hat sich also verändert?
Die kurze Antwort: Nichts dramatisches. Vielmehr wurden die 2010er Richtlinien um einige neue Erkenntnisse ergänzt und generell steht die Laien-Reanimation im Fokus der Aktualisierung. Eine besondere Erwähnung findet die Telefonreanimation, bei der Leitstellendisponenten Laien in der kardiopulmonalen Reanimation nach dem Notruf anleiten. Zudem gibt es eine neue Sektion zum Thema Ethik.

Einige Neuerungen gibt es aber doch: Bei den „besonderen Umständen” wurden erstmals Empfehlungen zu traumatischem Kreislaufstillstand (inkl. der Empfehlung für die Notfall-Thorakotomie) herausgegeben, es gibt auch neue Algorithmen zu Hyperkaliämie und  zum Lawinenunfall.

Ein erster Überblick über die Änderungen:

Basic Life Support:

  • Besonderer Fokus auf Laien-Reanimation und telefonische Anleitung zur CPR für Ersthelfer
  • AED werden als fester Bestandteil der Laienreanimation weiter in den Vordergrund gestellt
  • Kompressionen bleiben bei 30:2

Advanced Life Support:

  • Auch hier bleibt es beim 30:2
  • Die Empfehlungen zur Medikamentenapplikation bleiben unverändert
  • Die Pausen während der Herzdruckmassage sollen noch stärker minimiert werden – maximal 5 Sekunden für Defibrillation (und Intubation)
  • Intubation soll nur von Personal mit regelmäßiger Schulung und Erfahrung durchgeführt werden, als Alternative supraglottische Atemwegshilfen (z.b. Larynxtubus/-maske)
  • Im worst case sollte eine chirurgische Notfall-Koniotomie durchgeführt werden
  • Eine kontinuierliche Kapnographie wird empfohlen – für Verifikation der Intubation und Kreislaufmonitoring, und dem schnellen Entdecken eines ROSC
  • Eine gezielte Sonographie zum erkennen reversibler Ursachen wird erstmals empfohlen

Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen

  • Hier gibt es eine neue Struktur nach den 4Hs und 4Ts (Hypoxie, Hypovolämie, Hypothermie, Hypo/Hyperkaliämie (Elyte); Trauma, Toxine, Thrombembolie, Tension (Spannungspneu)
  • Hypothermie: Externes Erwärmen (bzw. via warmen Infusionen) ist bei kreislaufstabilen Patienten bis 28°C möglich
  • Es gibt einen neuen Algorithmus für Elektrolytentgleisungen, speziell für Hyperkaliämie
  • Es gibt einen neuen Algorithmus für den traumatischen Kreislaufstillstand: Hier wird klar gelegt, dass bei Hypovolämie, Perikardtamponade und Spannungs-pneumothorax die externe Herzdruckmassage unwahrscheinlich hilfreich sind
  • Ebenso gibt es einen neuen Algorithmus für Lawinenopfer

Post-Reanimationstherapie:

  • Die Priorität für eine Herzkatheteruntersuchung nach ROSC bei Verdacht auf eine kardiale Ursache für den Kreislaufstillstand wird stärker betont
  • Die Induzierte Hypothermie wird in einem breiten Rahmen von 32-36°C empfohlen. Im Vordergrund steht dabei jedoch die Vermeidung von Fieber

Akutes Koronarsyndom:

  • Die Gabe von Clopidogrel/Ticagrelor/Prasugrel beim STEMI kann präklinisch, aber auch in der Notaufnahme erfolgen. Eine klare Empfehlung gibt es hier nicht

Die neuen Leitlinien sind bereits in unser Kurskonzept integriert. Wir freuen uns auf Ihr Notfalltraining nach den aktuellen Leitlinien des ERC.

 

Andreas Follmann

Ärztlicher Leiter EmergEASY